Europäischer Adipositastag

19. Mai 2016

Wesseling. Adipositaszentrum Wesseling hilft Menschen mit krankhaftem Übergewicht.

Ein neues Leben mit über 50 Kilo weniger

Damit es im Kopf Klick machte, benötigte Alica Görgens einen Schubs von ihrer Familie. Die hatte Angst um ihre jetzt 26-jährige Tochter, die damals 134 Kilo auf die Waage brachte. Gemeinsam ging die Familie zum Arzt und lies sich beraten. Das war vor zwei Jahren. Jetzt wiegt die junge Frau 80 Kilo und hat damit ihr Wunschgewicht fast erreicht. Dies schaffte sie ohne Operation, aber mit viel starkem Willen.

 „Ich fühle mich einfach gut“, sagt die junge Brühlerin, die jetzt ein neues Leben führt und über das ganze Gesicht strahlt. Pummelig, füllig, mollig – diese Zustände kennt Alica Görgens seit ihrer Kindheit. „Mein Opa hat mich schon als kleines Mädchen immer verwöhnt. Ich durfte viel Naschen und habe damals nicht Nein sagen können“, sagt die Patientin. So nahm Alica Görgens Jahr für Jahr immer mehr zu - bis sie 134 Kilo wog. Vor zwei Jahren war damit Schluss. Die Eltern der jungen Frau hatten Angst um ihre Tochter. Adipositas (Fettleibigkeit) kann zu Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Schlafapnoe und Fehlgeburten führen. „Davor hatten vor allem meine Eltern Angst. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich schon so viel wiege.“ 

Mit ihrer Mutter besuchte sie die Infoveranstaltung für Adipositaspatienten am Dreifaltigkeits-Krankenhaus in Wesseling. Nach dem Besuch und einigen Untersuchungen wurde sie in das Smart XL®-Programm aufgenommen. Das Adipositaszentrum Wesseling bietet dieses Programm in enger Absprache und Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen an. „Gemeinsam haben wir mit der Patientin ein individuelles Programm zusammengestellt, welches auf die Module Bewegung, Ernährung, Verhaltensmodifikation und ggf. Chirurgie aufbaut. Durchgeführt wird das Programm innerhalb einer Gruppe von acht Teilnehmern, welches auf eine Dauer von 24 Monaten angelegt ist “, erklärt Dr. med. Katrien Jacobi, Leiterin und Koordinatorin des Adipositaszentrums in Wesseling. 

Seit dem 6. Mai 2014 hieß es für Alica Görgens mehr Bewegung und eine gesunde ausgewogene Ernährung: Keine Süßigkeiten, kein Alkohol, sondern viel frisches Obst und ein Fitnessprogram. „Nach vielen Diäten, war es mir wichtig, dass ich mein Leben langfristig umstelle. Vorheriges Punktesammeln hatte bei mir nicht funktioniert“, sagt Alica Görgens. Dass das nicht einfach werden wird, war ihr bewusst, aber der Zusammenhalt in der Gruppe habe ihr geholfen. „Ganz wichtig für einen selbst ist, dass man unbedingt etwas in seinem Leben ändern will. In meinem Kopf hat es tatsächlich Klick gemacht, als ich gemerkt habe, dass meine Eltern um mich Angst haben“, sagt sie weiter. Jetzt macht die Patientin sechsmal die Woche mindestens eine Stunde Sport, ernährt sich gesund und passt in ihre Lieblingshose. „Mein Vater hat mir nach den ersten abgenommenen 20 Kilo ein neues Outfit spendiert. Das war ein tolles Gefühl.“ 

„Über die komplexe und chronische Erkrankung und deren Folgen ist in der Bevölkerung bisher wenig bekannt. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation stellt sie das am stärksten zunehmende Gesundheitsrisiko weltweit dar“, sagt Dr. Jacobi. Obwohl viele Menschen wissen, dass zusätzliche Pfunde dem Körper schaden, gibt es immer mehr Übergewichtige. Deshalb gibt es Aktionstage, wie den Europäischen Adipositastag am 21. Mai, der die Gesellschaft über die Krankheit informieren und aufklären soll. „Frau Görgens ist ein gutes Beispiel, wie effektive Präventionsangebote und ein starker Wille abzunehmen, einem Menschen das Leben retten können“, weiß Dr. Jacobi. Denn wäre die junge Frau nicht bereit gewesen abzunehmen, hätte sie in wenigen Jahren vielleicht schon unter den Folgeerkrankungen gelitten. Dass bereits adipöse 30-jährige unter Diabetes oder Herzs-Kreislauferkrankungen leiden, sei keine Seltenheit. „Besonders ist bei Frau Görgens, dass die Operation bzw. eine Magenverkleinerung nicht notwendig war, denn mithilfe der Therapie ist sie ihrem Wunschgewicht nach und nach immer näher gekommen“, sagt die Leiterin des Adipositaszentrums. 

Unterstützt wird Alica Görgens nicht nur von ihrer Familie, auch Partner und Freundinnen helfen mit, damit sie ihrem Wunschgewicht näher kommt. „Wenn ich eingeladen werde, gibt es immer etwas Ge-sundes für mich. Das kommt auch meinem Freund zugute, der mittlerweile auch schon mit abnimmt“, schmunzelt die 26-jährige. In diesen Tagen führte die Patientin ihr Abschlussgespräch im Smart XL®-Programm: „Mein Ziel ist es unter 80 Kilo zu wiegen, aber dem komme ich immer näher“, freut sich Frau Görgens. Sie rät allen Betroffenen, dass es nur funktioniert, wenn man wirklich abnehmen will: „Im Kopf muss es Klick machen.“



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