Save-a-life-Day in Wesseling

24. Mai 2016

Wesseling. Öffentlichkeit informieren und Betroffenen Rückhalt geben.

Anlässlich des Europäischen Adipositastages hat die Arbeitsgemeinschaft Adipositaschirurgie am 25. Mai einen „Save-a-life-day“ ausgerufen. Bundesweit nehmen Krankenhäuser und Adipositaszentren an diesem Aktionstag teil, um auf die krankhaften Formen des Übergewichts hinzuweisen. Auch das Dreifaltigkeits-Krankenhaus beteiligt sich an dieser Aktion und lässt am Mittwoch Luftballons in den Himmel steigen. Unter dem Motto „Abnehmen und abheben“ möchte das Krankenhaus auf die komplexe und chronische Erkrankung hinweisen.

 
Über Adipositas und deren Folgeerkrankungen ist in der Bevölkerung bisher wenig bekannt. Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, ist eine chronische Erkrankung, die zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen kann und oft mit einem hohen Risiko für weitere ernsthafte Erkrankungen verbunden ist. „Dazu zählen beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, Darmkrebs, Arthrose, Schlafapnoe oder Fehlgeburten“, weiß Prof. Jacobi, Chefarzt der Chirurgie am Dreifaltigkeits-Krankenhaus. Prinzipiell kommt es zu Übergewicht, wenn die über die Ernährung zugeführte Energie höher ist als die benötigte bzw. verbrauchte Energie. Die Ursachen bei adipösen Menschen können je nach Einzelfall eine genetische Veranlagung, ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Bewegung sowie psychische Faktoren sein. Seit den 80er Jahren ist in Deutschland eine deutliche Zunahme von Adipositas-Erkrankungen zu beobachten. Die CA ADIP (Arbeitsgemeinschaft Adipositaschirurgie) prognostiziert, dass im Jahr 2030 zirka 50 Prozent der Europäer an Übergewicht leiden.


Deshalb versuchen Gesellschaften, Selbsthilfegruppen und Krankenhäuser am „Save-a-life-day“ auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Denn adipöse Patienten leiden oftmals zusätzlich an psychologischen Erkrankungen. „Das Umfeld der Patienten denkt häufig, dass es sich um eine selbstverschuldete Erkrankung handelt. Gemeine Sprüche, Fingerzeigen und strenge Blicke sind Alltag für unsere Patienten. Deshalb ziehen sie sich häufig zurück und nehmen noch mehr zu. Wir wollen den Patienten deshalb nicht nur körperlich, sondern auch seelisch helfen“, sagt Prof. Jacobi.


Das Adipositaszentrum Wesseling bietet ein multimodales Therapiekonzept an, welches in enger Absprache und Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen entstanden ist. Das Smart XL®-Programm ist eine Therapie, die auf die Module Bewegung, Ernährung, Verhaltensmodifikation und ggf. Chirurgie aufbaut. Durchgeführt wird das Programm innerhalb einer Gruppe von acht Teilnehmern, welches auf eine Dauer von 24 Monaten angelegt ist. Wenn das Körperfett eine bestimmte Masse überschreitet und alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten erschöpft sind, ist eine Operation häufig unausweichlich, um dem Patienten zu helfen.


Solch ein multimodales Konzept, also die Einbeziehung von Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und psychologischer Beratung/Evaluation unter ärztlicher Betreuung über eine Dauer von 6 Monaten, wird von den Krankenkassen gefordert, bevor eine Operation in Betracht gezogen werden kann. „Allerdings haben viele Patienten gar keinen Zugang zu solch einer konservativen Therapie, weil sich diese finanziell nicht immer realisieren lässt oder nur unter Zuzahlung. Somit können sich Betroffene oftmals nicht für einen späteren, leitliniengerechten, chirurgischen Eingriff qualifizieren“ erklärt der Chirurg. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass eine vergleichsweise sehr geringe Anzahl an adipositaschirurgischen Operationen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern durchgeführt wird. Dabei kann es für alle Beteiligten nur ein Ziel geben: „Eine Vereinfachung dieser Verfahren, so dass Patienten schnell und effektiv behandelt werden können und Ärzte, MDK und Krankenkassen entlastet werden“, sagt der Chefarzt.


„Wir möchten, dass sich unsere Patienten nach der Therapie wieder wohl in ihrem Körper fühlen und sich die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl wieder steigert“, erklärt Prof. Jacobi. Deshalb seien Aktionstage wie diese auch so wichtig, um Betroffenen zu zeigen, dass ihnen geholfen werden kann und die Bevölkerung für diese Erkrankung zu sensibilisieren.

 



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