Magenbypass

Wie funktioniert der Magenbypass?

In der Adipositaschirurgie werden zwei chirurgische Prinzipien unterschieden, die Restriktion und die Malabsorption. Bei restriktiven Verfahren wird die Nahrungsmenge, die aufgenommen werden kann, beschränkt. Malabsorptive Verfahren lenken den Nahrungsbrei um, sodass nicht alles, was man isst, auch vom Körper aufgenommen wird. Der Magenbypass ist ein sogenanntes kombiniertes Verfahren, das sowohl auf die Nahrungsmenge als auch auf die Nahrungsaufnahme aus dem Darm Einfluss nimmt. Das bedeutet, dass bei Umleitung der Nahrung eine Mangelaufnahme von unterschiedlichen Substanzen resultiert, welche dann ausgeglichen werden muss. daher ist der Magenbypass auch eine Operation, die in die "normale Ernährung" eingreift und somit Nebenwirkungen verursacht, welche der Kontrolle unbedingt bedürfen.

Operationstechnik

Die Operation wird in sogenannter minimal-invasiver Technik durchgeführt. Dabei wird durch einen kleinen Zugang eine Kamera in den Bauchraum eingeführt und der Bauchraum mit CO2-Gas aufgefüllt. Dann können gefahrlos über weitere kleine Zugänge (5-15 mm) Arbeitsinstrumente eingeführt werden. Nahe der Speiseröhre wird vom Magen ein kleiner Vormagen von etwa 20 ml mit Hilfe von Klammernahtgeräten abgetrennt. Anschließend wird der Dünndarm etwa 60 cm hinter dem Zwölffingerdarm durchtrennt. Das eine Ende wird dann mit dem kleinen Vormagen verbunden und wird zur sogenannten alimentären Schlinge. Das andere vom Zwölffingerdarm kommende Ende wird 100-150 cm weiter unten End-zu-Seit in den Dünndarm wieder eingeleitet und biliodigestive Schlinge genannt. Somit wird der größte Teil des Magens, der gesamte Zwölffingerdarm und ein Teil des Dünndarms von der Nahrungspassage ausgeschaltet. Vor allem für die Fettverdauung steht jetzt nur noch eine kürzere Resorptionsstrecke zur Verfügung. Außerdem kann durch den kleinen Vormagen nur noch eine geringe Nahrungsmenge aufgenommen werden.

Was für langfristige Folgen hat die Operation?

Der Magenbypass ist ein effektives Verfahren zur Behandlung der Adipositas. Nach einer Magenbypassoperation können Patienten etwa 80% ihres Übergewichtes verlieren. Nach dieser Operation sind der größte Teil des Magens sowie der Zwölffingerdarm für ein Endoskop nicht mehr erreichbar. Das bedeutet, dass keine endoskopische Untersuchung der Gallenwege mehr durchgeführt werden kann, außerdem kann bei einer Blutung aus dem ausgeschalteten Anteil des Magens keine endoskopische Blutstillung durchgeführt werden. Da die Nahrungsmenge reduziert ist und außerdem die Nahrung den Zwölffingerdarm und einen Teil des Dünndarms nicht mehr passiert, werden Vitamine und Mineralstoffe vermindert aufgenommen und müssen lebenslang substituiert werden, damit keine Mangelerscheinungen auftreten. Bei einseitiger Ernährung ist auch ein Eiweißmangel möglich. Auch die Aufnahme von Medikamenten aus dem Darm kann nach der Operation eingeschränkt sein. Da die Nahrung den Zwölffingerdarm nicht mehr passiert, kommt es zu Änderungen im Zusammenspiel gastrointestinaler Hormone. Dies kann dazu führen, dass weniger Hungergefühl entsteht oder die Vorlieben für bestimmte Speisen sich ändern. In der Regel führt dies auch dazu, dass sich bei bestehendem Diabetes nach einer Magenbypassoperation die Blutzuckerwerte normalisieren. Dieser Effekt tritt bereits frühzeitig nach der Operation ein und scheint nach heutigen Erkenntnissen nicht allein auf die Gewichtsabnahme zurückzuführen zu sein.

Ein Problem nach Magenbypassoperationen kann das sogenannte Dumpingsyndrom sein. Da die Nahrung nach dem kleinen Vormagen direkt in tiefere Abschnitte des Dünndarms geleitet wird, kann es vor allem nach Aufnahme von stark zuckerhaltigen Speisen und zu extremen Blutzuckerschwankungen kommen, die sich durch Schwitzen, Übelkeit und Kreislaufprobleme bemerkbar machen.

Für wen ist die Magenbypassoperation (nicht) geeignet?

Die Magenbypassoperation stellt ein sehr effektives Verfahren zur Gewichtsreduktion dar, das jedoch, wie oben dargestellt, auch mit einer Reihe von langfristigen Folgen für den Patienten verbunden ist. Die Operation stellt keine Kassenleistung dar, sondern jeder Einzelfall muss bei den Kassen beantragt werden und wird vom medizinischen Dienst geprüft werden. Wie bei allen bariatrischen Operationen wird die Entscheidung zu einem operativen Vorgehen immer nach Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen und nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken im Team gemeinsam mit dem Patienten gefällt. Die Entscheidung für ein bestimmtes Operationsverfahren wird in jedem Einzelfall nach sorgfältiger Abwägung von Begleiterkrankungen, Lebensumständen, Ernährungsgewohnheiten und Krankheitsverlauf ebenfalls gemeinsam mit dem Patienten getroffen.

Da ein Großteil des Magens und der Zwölffingerdarm postoperativ für ein Endoskop nicht mehr erreichbar sind, ist das Verfahren nicht geeignet für Patienten, die langfristig Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen müssen. Wegen möglicher negativer Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf ist die Indikation auch bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie dem M. Crohn zurückhaltend zu stellen.

Bei Patienten, bei denen bereits die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen kritisch ist, die also beispielsweise bereits unter einer Osteoporose leiden, würde man eher zu einem rein restriktiven OP-Verfahren raten. Aus demselben Grund wird die Indikation zu diesem OP-Verfahren auch bei jungen Frauen, bei denen noch Kinderwunsch besteht, zurückhaltend gestellt. Die positiven Auswirkungen auf die Stoffwechsellage machen den Magenbypass zu einem guten Verfahren vor allem für Patienten, bei denen ein ausgeprägtes metabolisches Problem besteht, etwa ein lang bestehender insulinpflichtiger Typ II Diabetes, oder ein sogenanntes metabolisches Syndrom.

Wie sieht die Nachbehandlung aus?

Nach der Operation werden alle Patienten für eine Nacht auf unserer Intensivstation überwacht. Am 1. postoperativen Tag erfolgt eine Röntgenkontrastdarstellung. Anschließend kann mit der schluckweisen Aufnahme von klaren Flüssigkeiten begonnen werden. Der Krankenhausaufenthalt beträgt ca. eine Woche. Die Flüssigkeitsaufnahme wird sukzessive gesteigert und der Kostaufbau erfolgt bis zur Entlassung bis zu weicher Kost. Diese Kost wird zunächst für insgesamt 3 Wochen nach der Operation weiter beibehalten, dann kann schrittweise auf feste Speisen übergegangen werden.

Einige Regeln sind lebenslang zu beachten:

  • Alle Speisen sehr gut kauen. Viel Zeit zum Essen nehmen.
  • Das Sättigungsgefühl berücksichtigen. Bei Sättigung nicht weiter essen, sondern unbedingt aufhören.
  • Essen und Trinken sollen zeitlich voneinander getrennt erfolgen.
  • Am besten 3, höchstens 5 feste Mahlzeiten am Tag einhalten; nicht den ganzen Tag vor sich hin essen.
  • Eiweißbetont essen: zuerst die Proteine, dann Obst/Gemüse, Kohlenhydrate zum Schluss.
  • Sehr zuckerhaltige Speisen vermeiden (wegen des Dumping-Syndroms)
  • Sehr fetthaltige Speisen vermeiden (mangelnde Gewichtsabnahme, Blähungen und Durchfälle)


Bei Diabetikern muss postoperativ eine engmaschige Blutzuckerkontrolle durchgeführt werden. In den meisten Fällen kann postoperativ bereits auf die Gabe von Insulin verzichtet werden. Kontrolltermine in unserer Adipositas-Sprechstunde finden, wie auch nach den anderen OP-Verfahren, 6 Wochen postoperativ, 3 Monate postoperativ sowie dann weiter in dreimonatigen Abständen bis zum Erreichen des Zielgewichtes statt. Anschließend erfolgt eine einmal jährliche Kontrolle.

Lebenslang muss eine Substitution mit einem Multivitaminpräparat, Calcium und Vitamin D erfolgen, bei Frauen vor der Menopause auch eine Substitution von Eisen. Vitamin B12 muss wie nach einer Magenresektion alle drei Monate durch eine i.m.-Spritze zugeführt werden.

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