Laparoskopische Magensleeveresektion

 

 

Der Schlauchmagen

Die Indikation für eine Schlauchmagen-Operation wird individuell getroffen. Die entscheidenden Faktoren für die Durchführung einer solchen Operation sind ihr Risikoprofil, Essverhalten, Patientenmotivation, Sodbrennen-Beschwerden und das Versagen von anderen Verfahren. Zum anderen ist es eine geeignete Operation bei Hochrisikopatienten. Ein Schlauchmagen kann nach erfolgter, aber unzureichender Gewichtsreduktion in einen Magenbypass umgewandelt werden. Hierdurch kann das Operationsrisiko eines Magenbypasses gesenkt werden. Auch für Patienten, die die Implantation von Fremdmaterial ablehnen, kann der Schlauchmagen eine Alternative darstellen.

Wie funktioniert die Magensleeveresektion?

Die Magensleeveresektion ist hauptsächlich ein restriktives OP-Verfahren. Hierbei wird ein Großteil des Magens entfernt und es verbleibt ein schlauchförmiger Restanteil des Magens, der Magenschlauch. Zum einen wird hierdurch das Volumen des Restmagens auf ca. 150 ml reduziert, so dass der Patient weniger Nahrung zu sich nehmen kann. Außerdem werden mit der großen Kurvatur ca. 80 % der Zellen, die das Hormon Ghrelin produzieren, bei der Operation entfernt. Dadurch empfindet der Patient nach der Operation deutlich weniger Hunger. Außerdem spielt Ghrelin eine Rolle im Zusammenspiel intestinaler Hormone, so dass auch eine direkte positive Wirkung der Operation auf Stoffwechselerkrankungen wie den Diabetes mellitus nachgewiesen werden konnte.

Operationstechnik

Die Operation wird in minimal-invasiver-Technik durchgeführt. Durch einen Hautschnitt wird ein Arbeitstrokar in den Bauchraum eingebracht und dieser mit CO2-Gas aufgefüllt. Dann können über weitere kleine Zugänge (5 - 12 mm) Arbeitsinstrumente eingebracht werden. Die große Kurve des Magens wird freipräpariert. Anschließend wird der Magen von innen mit einer dicken Magensonde geschient. Entlang dieser Schiene wird die große Kurvatur mit einem Klammernahtgerät abgetrennt, beide Seiten werden gleichzeitig durch das Gerät mit mehreren Reihen kleinster Titanklämmerchen dicht verschlossen. Anfang und Ende der Klammernähte werden zusätzlich mit einer Naht gesichert. Durch Einfüllen von Blaulösung in den Schlauchmagen wird die Dichtigkeit überprüft. Der abgetrennte Teil des Magens wird über einen der Hautschnitte entfernt. Zum Abschluss der Operation wird eine kleine Wunddrainage eingelegt.

Was für langfristige Folgen hat die Operation?

Durch das fehlende Hungergefühl und das verkleinerte Magenvolumen führt die Magensleeve-Resektion zu einem effektiven Gewichtsverlust. Innerhalb von zwei Jahren ist eine Reduktion von 70-85% des Übergewichts möglich. Da auch das Durstempfinden nach der Operation vermindert sein kann, muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr besonderes Augenmerk gelegt werden. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber einer Bypass-Operation ist eine erhaltende physiologische Nahrungspassage. Schwerwiegende Mangelerscheinungen sind ähnlich wie bei dem verstellbaren Magenband selten. Da das Vitamin B12 zur Aufnahme in den Körper eine Substanz benötigt, die im Magen produziert wird, und bei der Operation ja ein Teil des Magens entfernt wird, kann die Aufnahme von Vitamin B12 eingeschränkt sein. Wir empfehlen daher sicherheitshalber, Vitamin B12 alle 3 Monate durch eine Spritze zu substituieren oder alternativ den Vitamin B12-Spiegel nach der Operation regelmäßig zu kontrollieren. Ein weiterer Vorteil der Magensleeve-Resektion gegenüber dem Bypass besteht darin, dass der verbliebene Teil des Magens weiterhin für ein Endoskop einsehbar bleibt und auch die Gallenwege endoskopisch weiterhin erreichbar sind.

Der Magensleeve kann, wenn die Gewichtsabnahme unzureichend bleibt, zu einem späteren Zeitpunkt in einen Magenbypass umgewandelt werden. Reversibel ist das Verfahren dagegen nicht, es kann nicht zu einem späteren Zeitpunkt der Ausgangszustand, wie etwa beim Magenband, wiederhergestellt werden.

Anders als beim Magenband wird kein Fremdmaterial eingebracht. Durch die Reduzierung der Ghrelin-produzierenden Zellen wird nicht nur das Hungergefühl günstig beeinflusst, sondern es tritt auch häufig bereits eine Verbesserung der Stoffwechsellage bei Patienten mit Diabetes mellitus ein, bevor eine deutliche Gewichtsreduktion erzielt wurde.

Für wen ist die Magensleeveresektion (nicht) geeignet?

Die Magensleeveresektion ist ein effektives Verfahren zur Gewichtsreduktion insbesondere auch für Patienten mit einem BMI größer 40. Das Verfahren ist allerdings nicht reversibel, kann also nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückgängig gemacht werden. Bei Patienten mit einer Refluxerkrankung kann es nach der Operation vorübergehend zu vermehrten Beschwerden kommen. Wenn gleichzeitig ein sogenannter Zwerchfellbruch besteht, wird in unserer Klinik dieser Bruch direkt in der Operation verschlossen. Manchmal ändern sich nach der Operation Geschmack und Vorlieben für bestimmte Speisen. Patienten, die nach der Operation hochkalorische Nahrungsmittel bevorzugen, erfahren oft keine ausreichende Gewichtsreduktion. Da die Magensleeve-Resektion ein deutlich geringeres OP-Risiko hat als der Magenbypass, kann sie bei Hochrisikopatienten mit einem BMI über 60 als erster Schritt in einem mehrzeitigen OP-Verfahren angewandt werden. Das heißt, es wird zunächst eine Magensleeve-Resektion durchgeführt, um dann, nachdem eine gewisse Gewichtsabnahme eingetreten ist, die Situation in einen Magenbypass umzuwandeln.

Wie sieht die Nachbehandlung aus?

Nach der Operation wird der Patient für eine Nacht auf der Intensivstation überwacht. Am Tag nach der Operation erfolgt eine Röntgenkontrastdarstellung. Danach kann der Patient beginnen, schluckweise klare Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Die Flüssigkeitsaufnahme wird schrittweise gesteigert und der Kostaufbau bis zu weicher/passierter Kost in den folgenden Tagen fortgeführt. Der Krankenhausaufenthalt beträgt ca. 5 - 7 Tage. Die weiche Kost wird zunächst für insgesamt 3 Wochen nach der Operation weiter beibehalten, dann kann schrittweise auf feste Speisen übergegangen werden.

Einige Regeln sind lebenslang zu beachten:

  • Alle Speisen sehr gut kauen. Viel Zeit zum Essen nehmen.
  • Das Sättigungsgefühl berücksichtigen. Bei Sättigung nicht weiter essen, sondern unbedingt aufhören.
  • Essen und Trinken sollen zeitlich voneinander getrennt erfolgen.
  • Am besten 3, höchstens 5 feste Mahlzeiten am Tag einhalten; nicht den ganzen Tag vor sich hin essen.
  • Eiweißbetont essen: zuerst die Proteine, dann Obst/Gemüse, Kohlenhydrate zum Schluss.
  • Sehr zuckerhaltige und fetthaltige und damit kalorienreiche Speisen vermeiden.

Bei Diabetikern muss postoperativ eine engmaschige Blutzuckerkontrolle durchgeführt werden. In vielen Fällen kann postoperativ die Gabe von Insulin reduziert oder sogar vollständig darauf verzichtet werden. Dies ist individuell unterschiedlich. In jedem Fall muss die verminderte Nahrungsaufnahme berücksichtigt werden. Dies gilt auch für andere Medikamente wie Tabletten für Bluthochdruck, die reduziert oder ganz abgesetzt werden können Kontrolltermine in unserer Adipositas-Sprechstunde finden, wie auch nach den anderen OP-Verfahren, 6 Wochen postoperativ, 3 Monate postoperativ sowie dann weiter in dreimonatigen Abständen bis zum Erreichen des Zielgewichtes statt. Anschließend erfolgt eine einmal jährliche Kontrolle.

Vitamin B12 sollte alle drei Monate durch eine i.m.-Spritze zugeführt werden, alternativ kann eine Bestimmung des Vitamin B12-Spiegels erfolgen. Da die zugeführte Nahrungsmenge viel geringer als vor der Operation ist, sollte ein Multivitaminpräparat und bei Personen mit erhöhtem Risiko für eine Osteoporose auch Calcium und Vitamin D zugeführt werden.

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