Zehn Jahre humanitäres Engagement für Kinder aus Krisengebieten

02. Mai 2017

Wesseling. Team der Plastischen Chirurgie behandelt junge Verbrennungsopfer unentgeltlich

Hekmathullah (9) und Naqibullah (10), zwei kleine Jungen aus Afghanistan, leiden unter den Folgen großflächiger HautverbrennuBeide haben ausgedehnte Vernarbungen an Armen, Handrücken und –innenflächen, Hals und Brustbereich. Sie können teilweise weder Arme anheben, ihren Kopf nicht drehen oder heben – und mit den Fingern nicht mehr greifen. Starke Verbrennungen haben die Verstümmelungen verursacht, die in ihrem Heimatland Afghanistan nicht ausreichend versorgt werden konnten.

Seit dem 14. November vergangenen Jahres werden die beiden vom Chefarzt der Plastischen Chirurgie des Dreifaltigkeits-Krankenhauses in Wesseling, Dr. med. Dirk Frank Richter, und seinem Team intensiv medizinisch betreut. 

Mitte August letzten Jahres holte die Hilfsorganisation Friedensdorf International die beiden Kinder nach Deutschland, um diese am Wesselinger Dreifaltigkeits-Krankenhaus behandeln zu lassen. Richter, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und designierter Präsident des weltweit größten Verbands plastischer Chirurgen (International Society of Aesthetic Plastic Surgery, kurz ISAPS), führte mit der Oberärztin Dr. Nina Schwaiger einige mehrstündige, schwierige Eingriffe durch, bei der unter anderem umfangreiche Hautverpflanzungen vorgenommen werden mussten. Besonders herausfordernd war die Behandlung des 9-jährigen Hekmatullah. Der zierliche Junge mit den großen braunen Augen zog sich 2015 massive Verbrennungen durch kochend heißes Öl an Schlund, Hals und Nacken zu. Bei ihm musste in mehreren komplizierten Operationen die tiefen Verbrennungsnarben bis zu den Gelenken gelöst und durch große Hauttransplantationen wieder verschlossen werden.

„Sämtliche Operationen sind zu unserer Zufriedenheit verlaufen – und die Kinder konnten rasch gute Fortschritte machen.“, erklärt die Operateurin Dr. Schwaiger. 

In den letzten zehn Jahren konnten Richter und sein Team etwa 20 Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren operieren. Die Verletzungen der Kinder stellen dabei auch erfahrene Mediziner mitunter vor große Herausforderungen. Viele der Kinder hatten zuvor ein von Schmerzen und körperlichen Einschränkungen geprägtes Leben. Sie litten unter großflächigen Verbrennungen der oberen und mittleren Hautschichten; ihre Wunden waren schlecht oder falsch zusammen gewachsen. Ausgeprägt verhärtetes Narbengewebe schränkt sie in ihren Bewegungen stark ein. So konnte Hekmatullah beispielweise seinen Kopf nicht mehr drehen; zudem waren seine Mundwinkel stark nach unten gezogen, Essen und Trinken bereiteten ihm große Schwierigkeiten.

Mithilfe der im Dreifaltigkeits-Krankenhaus durchgeführten Operationen konnten Narbenverwachsungen gelöst, Hände rekonstruiert und Gewebeverpflanzungen vorgenommen werden. Sämtliche Eingriffe finden auf höchstem technischem Niveau statt. Mit Hilfe eines Operationsmikroskops, das eine bis zu 40-fache Vergrößerung ermöglicht, und feinsten mikrochirurgischen Instrumenten werden beispielsweise bei der Verpflanzung ein bis zwei Millimeter dünne Blutgefäße miteinander verbunden.

„Hekmathullah und Naqibullah waren anfangs durch ihre Erlebnisse verschüchtert und in sich gekehrt“, erzählt Richter. „Aber sie haben rasch Vertrauen gefasst und sich gut bei uns eingelebt. Wir freuen uns sehr, dass wir den beiden so gut helfen konnten. Damit haben sie eine Chance auf ein weitgehend schmerzfreies und selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat.“ Naqibullah konnte bereits Ende Februar d. J. überglücklich zu seiner Familie zurückkehren, der kleine Hekmathullah wurde Ende April aus dem Dreifaltigkeits-Krankenhaus entlassen und erholt sich aktuell im Friedensdorf International in Dinslaken, bevor auch er im Sommer zu seiner Familie zurückkehrt.

Bereits seit zehn Jahren versorgt Richter Kinder aus Kriegs- und Krisenherden der ganzen Welt. Nach Deutschland gelangen die Kinder mithilfe der durch Spenden finanzierten Hilfsorganisation Friedensdorf, die jährlich rund 1.000 kranken und verletzten Kindern aus Krisengebieten eine professionelle medizinische Versorgung ermöglicht. Die Behandlungskosten der Kinder, die in Wesseling operiert werden, trägt das Dreifaltigkeits-Krankenhaus; Dr. Richter und sein Team verzichten zusätzlich auf ihr Honorar. Dabei kann ein Krankenhausaufenthalt bis zu sechs Wochen dauern; je nach Komplexität und Verletzungsgrad müssen manche Kinder mit drei größeren Krankenhausaufenthalten rechnen.

Für Unterbringung und Versorgung vor und nach dem Krankenhausaufenthalt sorgt das Friedensdorf International in Dinslaken gemeinsam mit seinen ehrenamtlichen Helfern, bevor die Kinder nach ihrer Genesung zu ihren Familien zurückkehren.  

Dankbarkeit zollt Richter der Krankenhausleitung des Dreifaltigkeits-Krankenhauses, die ihm und seinem Team dieses humanitäre Handeln seit Jahren ermöglicht. „Angesichts unserer christlichen Tradition sehen wir die Unterstützung bedürftiger Kinder als selbstverständlich an.“ verdeutlicht die Kaufmännische Direktorin des Dreifaltigkeits-Krankenhauses in Wesseling, Alexandra Krause, ihre Entscheidung, das vorbildliche Engagement uneingeschränkt zu unterstützen.

Tief beeindruckt zeigt sich Richter im Übrigen von der Hilfsbereitschaft der Wesselinger Bürgerinnen und Bürger. Kleine und große Aufmerksamkeiten, wie Kuscheltiere und Spiele, erleichtern den Kindern, oft Wochen oder Monate von Eltern, Geschwistern und dem gewohnten Umfeld getrennt, die Zeit im Krankenhaus. „Sogar Deutschunterricht hat es schon gegeben, damit die kleinen Patienten sich auf unserer Krankenstation besser verständigen können.“, erinnert sich Richter an das großzügige Angebot einiger engagierter Wesselinger Bürgerinnen und Bürger.

Über die Hilfsorganisation Friedensdorf International:

Seit 1967 hilft FRIEDENSDORF INTERNATIONAL verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten. Kinder werden zur kurzfristigen medizinischen Behandlung nach Europa geholt und weltweite Projekte verbessern die medizinische und humanitäre Versorgung in den Heimatländern. Die friedenspädagogische Arbeit des FRIEDENSDORFES fördert zudem soziales Bewusstsein und Engagement. Finanziert wird diese Arbeit nahezu ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen – sie ist als mildtätig anerkannt und trägt das DZI-Spendensiegel.

 

Pressefoto:

v.l.: Dr. med. Nina Schwaiger, Oberärztin Plastische Chirurgie, Hekmathullah, Dr. med. Dirk F. Richter, Chefarzt der Plastischen Chirurgie 



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